422 Fälle im Jahr 2016 - Die meisten Schlägereien sind in Lingen früh am Morgen

Lingener Tagespost - Lokales vom 22.05.2017
Lingen. Die Zahl der Körperverletzungen in Lingen ist 2016 auf insgesamt 422 Fälle angestiegen, ein Plus von 74 im Vergleich zum Vorjahr. Dies und die Konzentration der Fälle auf bestimmte Zeiträume und Teile der Stadt hat zu einer intensiven Diskussion im Lingener Stadtrat geführt.
Dort hatten der Leiter des Einsatz- und Streifendienstes der Polizei, Herbert Greiten, und der Leiter des Zentralen Kriminaldienstes der Polizeiinspektion Emsland/Grafschaft Bentheim, Heinz Defayay, die Verkehrsunfall- und Kriminalstatistik 2016 vorgestellt. Die Zahl der Gesamtunfälle war nach Greitens Angaben mit 1045 im Vergleich zum Vorjahr (1241) rückläufig. Alkohol/Drogenmissbrauch und zu hohe Geschwindigkeit zählten zu den häufigsten Unfallursachen.
Insgesamt 4336 Straftaten
Was die Kriminalitätsstatistik anbelangt, stieg die Gesamtzahl der Straftaten 2016 auf 4336 an (2015: 3919). Die Aufklärungsquote lag bei 61,1 Prozent. „Uns ist es wichtig, dass wir sechs von zehn Straftaten aufklären können“, unterstrich Defayay. Höher als die in der Statistik angegebenen 103 Fälle ist die Zahl der Wohnungseinbrüche in Lingen. Da die Zahlen an einem bestimmten Stichtag erhoben worden sind, konnten nach seinen Worten nicht alle Delikte in die Datenerhebung einfließen. 2015 lag sie bei 132, mehr als doppelt so viel wie 2014 (56). Der Polizeibeamte riet Bürgern, sorgsam zu bleiben - Stichwort Fenster, die auf Kip stehen - und auch in Sicherungsmaßnahmen zu investieren. Mitglieder des Rates und auch Oberbürgermeister Dieter Krone verwiesen neben den materiellen Schäden auch auf die psychischen Belastungen für Einbruchsopfer. Er würde sich mehr Streifenfahrten wünschen, meinte Uwe Hilling. Nur auf die Bürger zu setzen, sei zu wenig.
Stärkerer Polizeieinsatz gefordert
Einen stärkeren Polizeieinsatz forderten die Ratsmitglieder auch an den neuralgischen Punkten wie am Schwarzen Weg. 64 der 422 Delikte (15 Prozent) bei Körperverletzungen fanden nach Angaben von Defayay rund um die Diskothek Joker statt. Andere neuralgische Punkte waren zum Beispiel das „Double Inn“ am Konrad-Adenauer-Ring.
Wie die Vertreter der Polizeiinspektion weiter erklärten, ereigneten sich 61 Prozent der Körperverletzungen an den Wochenenden zwischen drei und sechs Uhr morgens. Die PI in Lingen spricht sich vor diesem Hintergrund schon seit Längerem für eine Sperrstunde aus. Der Alkohol sei ursächlich für diese Konflikte, sagte Defayay. Wenn es gelänge, den Zeitraum für den Konsum zu verkürzen, „werden wir andere Zahlen haben.“ Auch mehr Polizeipräsenz vor Ort könne Körperverletzungen nicht verhindern, sagte sein Kollege Greiten. Eine Sperrstunde für alle sei nicht richtig, wenn solche Delikte auf wenige „Hotspots“ begrenzt seien, entgegnete Jens Beeck (FDP). Vorbeugende Gefahrenabwehr sei die Aufgabe der Polizei, sagte Hilling, der auch im Namen der anderen Ratsmitglieder gleichwohl Verständnis für die Schwierigkeit dieser polizeilichen Aufgabe zeigte. Ermittler Defayay sprach sich für ein ganzheitliches Konzept aus. Als mögliche Themen nannte er den Einsatz eines freiwilligen Ordnungs- und Sicherheitsdienstes und eines Streetworkers. „Jedes Jahr den Bericht zur Kenntnis nehmen, kann kein Lösung sein“, fasste Beeck zusammen.