Antrag vom Forum: Ausschuss gegen separate Räume für Flüchtlingscafé in Lingen

Lingener Tagespost - Lokales vom 27.12.2017
Lingen. Der Ausschuss für Familie, Soziales und Integration der Stadt Lingen unterstützt die Absicht des Vereins „Flüchtlingsforum für Integration und Menschenrechte“ zur Einrichtung eines „Café International“ in Lingen. Anders als vom Verein gewünscht, soll dieses Café aber nicht in dazu separat angemieteten Räumlichkeiten in der Stadt eingerichtet und auch kein zusätzliches Personal eingestellt werden.
Der Verein mit derzeit 42 Mitgliedern hatte sich Anfang 2017 gegründet und sich zum Ziel gesetzt, den Informationsaustausch zwischen den Flüchtlingen in Lingen und den Institutionen und Einrichtungen wie Stadtverwaltung, SKM, SKF und Ehrenamtlichen zu erleichtern. Weitere Einzelheiten stellte Dezernentin Monika Schwegmann im Ausschuss vor.
Das „Café International“ soll den Vorstellungen des Forums zufolge über einen Veranstaltungsraum, ein Beratungsbüro sowie Küche, Sanitärbereiche, Kinder- und Spielraum verfügen. Die täglichen Öffnungszeiten sind für 15 bis 20 Uhr geplant. Besetzt werden soll das Café mit zwei Teilzeitstellen, von denen eine Fachkraft einen Migrationshintergrund haben sollte. Der Verein wolle das Café ehrenamtlich unterstützen.
Engagement wird begrüßt
Schwegmann unterstrich, dass die Verwaltung das Engagement des Forums ausdrücklich begrüße. Aus mehreren Gründen lehne die Verwaltung aber eine eigene, personalunterstützte Anlaufstelle für den Verein ab. Die Sozialdezernentin bezifferte die jährlichen Gesamtkosten dafür mit rund 57000 Euro. Mit dem SKM und seiner Flüchtlingsarbeit in Lingen ist ihren Worten zufolge eine qualitativ gute Arbeit gewährleistet, die zudem noch von vielen Ehrenamtlichen unterstützt wird.
Hinzu komme, so Schwegmann, dass es in der Stadt eine Reihe von Einrichtungen und Vereine gebe, die über entsprechende Räume verfügen und ausdrücklich auch Flüchtlingen zur Verfügung stehen. Als Beispiele wurden unter anderem die „Alte Backstube“ der Diakonie, das Mehrgenerationenhaus, der Tagestreff „Pinke Panther“ und ein solcher vom Verein „Gelingen“ genannt. „Unser Vorschlag ist der, dass der Verein diese vorhandenen Räumlichkeiten nutzen sollte. „Wir wollen Integration, nicht Separation“, sagte die Dezernentin.
Nach ihren Worten sind dem Verein seitens der Verwaltung die Bedenken vorgetragen worden. Positiv aufgenommen worden sei der Vorschlag, vorhandene Räume mitzunutzen, allerdings nicht. „Man will etwas Eigenes“, sagte die Dezernentin.
Verein eingeladen
Die Stellungnahme der Verwaltung gab auch das Meinungsbild im Ausschuss wieder. Tanja Christiansen-Hamdi begrüßte die Aktivitäten des Vereins, die Einstellung von zusätzlichem Personal sei aber „ein bißchen viel“. „Ein Befremden bleibt über den Antrag“, fasste Sabine Stüting für die Bürgernahen zusammen. Schwegmann ergänzte, dass dem Verein seitens der Verwaltung die Bedenken vorgetragen worden seien. Positiv aufgenommen sei ihr Vorschlag, vorhandene Räume mitzunutzen, allerdings nicht. „Man will etwas Eigenes“, sagte die Dezernentin. „Wir sehen das Engagement positiv, wollen aber Doppelstrukturen vermeiden“, sagte Jürgen Herbrüggen (CDU). Einen zusätzlichen Geldaufwand halte sie nicht für sinnvoll, betonte Martina Lippert (SPD). Jens Beeck (FDP) wie auch andere Mitglieder des Ausschusses sprachen sich dafür aus, den Verein einmal zu einer Sitzung einzuladen, um dort sein Anliegen vorzutragen. Beeck verwies darauf, dass die Zahl der niederschwelligen Angebote in Lingen deutlich zurückgegangen sei. Ein Paradebeispiel, wie es funktionieren könne, sei das Flüchtlingscafé in Lengerich. Das Flüchtlingscafé im Haus Erdmann öffnete erstmals am 3. Februar 2016. Jeden Mittwoch finden sich Flüchtlinge und Einheimische um 16 Uhr für etwa zwei Stunden in der ehemaligen Gaststätte ein.
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Kommentar von Thomas Pertz:
Lingen. Doppelstrukturen gilt es in der Arbeit mit Geflüchteten zu vermeiden, meint der Kommentator.
Ein Café als Treffpunkt für geflüchtete Menschen in Lingen ist eine gute Idee. Keine gute Idee ist es, das Café in separat angemieteten Räumen mit hauptamtlicher Betreuung einzurichten.
Der Beschlussvorschlag der Verwaltung und das einstimmige Votum des Sozialausschusses waren richtig, weil sie Engagement nicht im Kein ersticken, gleichzeitig aber Doppelstrukturen in der Stadt vermeiden.
Es herrscht in Lingen, vor allem nicht in der Innenstadt, kein Mangel an Räumlichkeiten von Initiativen und Vereinen, die Platz haben und auch anbieten möchten, damit das Flüchtlingsforum für Integration und Menschenrechte seine Aktivitäten entwickeln kann.
Automatisch käme es auf diese Weise auch zu einem Austausch mit anderen Gruppen unter einem Dach, was der Integration nur förderlich ist. Außerdem: Die inhaltliche Unterstützung der Flüchtlingsarbeit in Lingen liegt bei den Fachkräften des SKM in guten Händen, unterstützt von vielen Ehrenamtlichen, die zum Beispiel als Integrationslotsen zur Verfügung stehen. Zusätzliche Personaleinstellungen für ein solches Café International sind also nicht notwendig.
Es liegt nun an dem neuen Forum selbst, wie es mit dem Beschluss des Ausschusses umgeht. Maximalforderungen, das lehrt die Erfahrung, führen eher selten zum Ziel.