BfM/FDP-Fraktion stellt Antrag Meppen: Einkaufszentrum und Rathaus unter MEP-Dach
Meppener Tagespost - Lokales vom 24.10.19
Von Hermann-Josef Mammes
Meppen. Mit einem sehr ausgefallenen Vorschlag will die Meppener BfM/FDP-Stadtratsfraktion die MEP beleben. So sollen Teile der Meppener Stadtverwaltung in die Leerstände der Einkaufspassage an der Bahnhofstraße umziehen.
Hintergrund der Idee ist der geplante Neubau der Meppener Stadtverwaltung an der Kirchstraße für knapp neun Millionen Euro. Diese enormen Kosten wollen die Stadtratsmitglieder Jutta Oestreicher, Tobias Kemper und Rainer Levelink mit ihrem Coup einsparen. „Dort könnte nach dem Abriss des maroden Verwaltungstraktes zum Beispiel eine schöne Grünfläche entstehen“, sagt Oestreicher bei einem Redaktionsbesuch der MT.
Dabei weist Kemper darauf hin, dass die Stadt noch weitere Ausgaben mit dem Abriss des Gebäudes aus dem Jahr 1962 haben wird. Nach Angaben der BfM-FDP-Stadtratsfraktion würden bis zu einer Million Euro zusätzlich anfallen, weil die Stadt für die Zeit des Gebäudeabrisses und des Neubaus (mindestens eineinhalb Jahre) ohnehin teure Ausweichquartiere für die Mitarbeiter anmieten muss.
Dauerlösung denkbar
Folgerichtig könnten diese gleich in die MEP umziehen und dies nicht nur für einige Jahre, sondern als Dauerlösung. Dabei denken die drei Stadtratsmitglieder daran, dass gerade „Besucher starke Ämter und Abteilungen“ wie Sozial- oder Einwohnermeldeamt in das Obergeschoss der Einkaufspassage ziehen sollen.
So könnten sich fast alle Geschäfte im Gegenzug im besser frequentierten Erdgeschoss präsentieren. Levelink kann sich sogar vorstellen, dass andere Insititutionen wie der Wirtschaftsverband Emsland oder Heimatbund Emsland als langfristige Mieter dem Beispiel folgen. „Wir wollen damit den Einzelhandel in der MEP stärken“, sagt Kemper.
MEP Schlusslicht
Jutta Oestreicher weist in diesem Zusammenhang auf eine Umfrage der „Immobilien-Zeitung“ unter Mietern von Geschäftsräumen hin. Von rund 240 platzierten Häusern erhielt die Meppener Einkaufspassage demnach mit 4,8 die schlechteste Note. Dabei bewerteten die Mieter laut Bericht den wirtschaftlichen Erfolg. Auf Anfrage der Redaktion hält MEP-Manager Olaf Königsmark dieses Ergebnis für „an den Haaren herbeigezogen“. Nach seinen Erkenntnissen stützte sich dieses Resultat zwar auf eine Befragung der Immobilienzeitschrift, allerdings seien nur „vier von 30 Geschäften der MEP“ befragt worden.
„Wir müssen endlich etwas unternehmen und innovativ werden“, fordert trotzdem Politikerin Oestreicher. FDP-Politiker Rainer Levelink zitiert das Einzelhandelskonzept für Meppen, wonach es bereits jetzt zu viele Flächen für den Einzelhandel gibt. „Wir wollen die MEP nicht tot, aber auch nicht schön reden“, fügte Tobias Kemper hinzu. Es müsse einfach endlich etwas passieren. Bislang fände dieses brisante Thema in der politischen Diskussion nicht statt. Es werde vielmehr wie „ein rohes Ei“ behandelt und nicht angepackt.
Neue Belebung
Mit dem Einzug der Stadtverwaltung in die MEP würden sich die Besucher- und damit vermutlich die Kundenzahlen für den dortigen Einzelhandel erhöhen. Zudem könnten in der Tiefgarage der MEP mit 500 Plätzen nicht nur die Kunden, sondern auch die Mitarbeiter der Stadtverwaltung prima parken. Im Gegenzug würde die sehr schwierige Parksituation im Bereich „Krankenhaus/Rathaus“ entzerrt.
Die BfM/FDP-Fraktion will einen entsprechenden Antrag im Stadtrat einbringen. Für Jutta Oestreicher könnte diese Maßnahme zu einem Paradebeispiel für mehr Nachhaltigkeit in Deutschland werden. Es sei eine kluge Stadtplanung, wenn „der drohende Leerstand eines Einkaufszentrums zu einer der modernsten Stadtverwaltungen“ umgewandelt würde.
Auch wenn MEP-Manager Olaf Königsmark nach eigenen Angaben zu „Vermietungsangelegenheiten keine öffentliche Kommentare“ abgibt, sagte er doch: „Wir sind in einem Wandlungsprozess.“ Dabei würden auch „Randbereiche“ für die MEP-Nutzung ausgelotet. Ziel müsse es sein, dass Stadtquartier zu beleben.
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Kommentar von Hermann-Josef Mammes:
Meppen. Die Meppener BfM/FDP-Fraktion hat sich in der Vergangenheit bereits mehrfach als Querdenker einen Namen gemacht. Die Idee, Leerstände in der MEP mit Bediensteten der Stadtverwaltung zu füllen, ist hierfür ein gutes Beispiel.
Auf der anderen Seite lohnt es sich auf jeden Fall, diesen Vorschlag wenigstens ansatzweise zu prüfen. Die Leerstände in der MEP sind offenkundig, und eine Wende ist nicht in Sicht. Auf der anderen Seite, diskutieren bislang weder Stadtrat noch Stadtverwaltung öffentlich über die Misere. Dabei werden die Probleme rund um die MEP von Jahr zu Jahr größer. Ein weiter so, darf es nicht geben.
Die Politik sollte das Heft des Handelns in die Hand nehmen und das offene Gespräch mit dem MEP-Manager Olaf Königsmark sowie den Mietern suchen.
Geeignetes Ausweichquartier
Fakt ist: Die Stadtverwaltung muss für rund zwei Jahre einige Ämter auslagern. Die leer stehenden Flächen in der MEP bieten sich als Ausweichquartier für eine Übergangszeit auf jeden Fall an. Diese Option gilt es zu prüfen. Damit würde sich die Zahl der Leerstände in der Einkaufspassage verringern und die Kundenfrequenz erhöhen. Dies erhöht die Attraktivität der MEP und damit der Einkaufsstadt Meppen, und das ist doch ein selbst gestecktes Ziel der Meppener Kommunalpolitiker.