Familienflohmarkt in Lingener Halle IV droht wegen Brandschutz das Aus

Lingener Tagespost - Lokales vom 23.05.2019
Von Wilfried Roggemdorf

Lingen. Die Halle IV an der Lingener Kaiserstraße muss aus brandschutztechnischer Sicht ertüchtigt werden. Doch damit droht einer beliebten Veranstaltung wie dem bislang zweimal jährlich stattfindenden Familienflohmarkt das Aus.

Florian Krebs, Geschäftsführer des städtischen Eigenbetriebs Emslandhallen, zu dem auch die Halle IV gehört, erläuterte jetzt im Betriebsausschuss Emslandhallen die Notwendigkeit eines neuen Brandschutzkonzeptes. Sowohl die Anforderungen an den Brandschutz als auch die Nutzung hätten sich seit der Sanierung der Halle IV 1992 geändert. Zwei Sachverständigenbüros hätten daher ein neues Brandschutzkonzept erarbeitet. Auf dessen Grundlage seien bereits in allen Büroräumen Rauchmelder installiert, Alarmsirenen eingebaut und eine neue Brandschutzordnung erstellt worden. Eine Einweisung der Mieter und Nutzer der Halle IV in diese Brandschutzordnung sei kurzfristig geplant.

Planungen bis Herbst 2019 abgeschlossen

Weiter ist laut Krebs vorgesehen, einen neuen Raum für den Gasanschluss der Halle zu schaffen, das Trinkwasser- vom Leitungsnetz des Hydrantensystems zu trennen, Abschottungen zur Einteilung des Gebäudes in Rauchabschnitte herzustellen, eine Brandmeldeanlage zu installieren und die Breite der Fluchtwege anzupassen. Bis zum Herbst 2019 sollten die Planungen abgeschlossen sein, um die die Kosten in die Haushaltsberatungen 2020 aufnehmen zu können. Die Breite der Fluchtwege sorgte im Ausschuss für Diskussionen – bedeutet dies doch unter anderem wohl das Aus für den beliebten Familienflohmarkt.

Lüpken: Kein Ausweichen in die Emslandhallen

„Nach dem letzten Familienflohmarkt im März hat mir Christian Humbert mitgeteilt, dass der in dieser Form nicht mehr möglich sei“, sagte Veranstalterin Waltraud-Maria Lüpken auf Nachfrage unserer Redaktion. Humbert ist beim städtischen Eigenbetrieb Emslandhallen zuständig für die Halle IV. Die Gänge in der Halle könnten für den Flohmarkt nicht mehr genutzt werden, habe Humbert dies begründet. „Wenn die Gänge nicht mehr nutzbar sind, haben wir weniger Aussteller und die Standgebühr für die anderen müsste erhöht werden. Dann kommt keiner mehr“, befürchtet Lüpken. Im Schnitt 120 Aussteller, Familien, Rentner, Hausfrauen, hätten an den Familienflohmärkten teilgenommen. „Einigen, die sich schon für den im Dezember geplanten nächsten Markt angemeldet hätten, habe ich mittlerweile abgesagt“, erklärt Lüpken. Ein Ausweichen in die Emslandhallen kommt für sie nicht in Frage: „Die sind zu groß und der Markt würde seinen familiären Charakter verlieren.“

Fluchtwege entsprechen nicht mehr den Vorschriften

Lüpken besuchte die Ausschusssitzung als Bürgerin, meldete sich in der Einwohnerfragestunde aber nicht. „Mir fehlten einfach die Worte. Nichts wurde weiter gesagt, nichts näher erläutert“, beklagte sie. Mit dieser Kritik stand sie nicht alleine. Auch Marc Riße (Bürgernahe) bemängelte, dass weder das Brandschutzkonzept noch die neue Brandschutzordnung dem Ausschuss vorliegen würden. Der ehemalige Stadtbrandmeister Günter Reppien (CDU) erklärte, dass neue Konzept beinhalte alle aktuellen Nutzungen der Halle IV. Er habe mit dem ehemaligen Regierungsbrandmeister Karl-Heinz Schwarz (CDU), an Besprechungen zum Brandschutz in der Halle IV teilgenommen. „Man muss eine Komplettbetrachtung machen und nicht nur einzelne Veranstaltungen sehen“, erklärte Reppien. An einigen Stellen entsprächen die Fluchtwege nicht mehr den heutigen Vorschriften. Mittlerweile falle die Halle IV auch unter die Versammlungsstättenverordnung, die strengere Brandschutzauflagen vorsehe. Schwarz erklärte, danach sei es nicht möglich, bei Veranstaltungen Tische in den Gängen stehen zu haben.

Beeck: Gutachten vorlegen

Krebs sagte, das Brandschutzkonzept sei für ihn eine „Bibel“, und er werde umsetzen, was darin stehe: „Darüber werde ich mich nicht hinwegsetzen“. Riße kritisierte mit Anspielung auf Reppien und Schwarz, dass anscheinend „nur zwei Leute am Tisch“ das Brandschutzkonzept kennen würden. „Bei Bauvorhaben werden Statikgutachten auch nicht den Gremien vorgelegt“, entgegnete Reppien. Jens Beeck (FDP) widersprach: „Brandschutzgutachten sind etwas anderes als Statikgutachten. Man kann bestimmte Situation dabei durchspielen.“ Es wäre gut, wenn wir das Gutachten bekommen“, forderte der Liberale. „Wir sind uns alle einig, dass wir die bestmöglichsten Brandschutz für die Halle IV wollen“, betonte Beeck. Riße kritisierte zudem, dass er auf eine Ende April an die Leitung der Halle IV gesendete E-Mail zur Zukunft des Familienflohmarktes weder von Humbert noch von Krebs eine Antwort erhalten habe.