Leere Betten, verwaiste Flure - So kommt der Marstall Clemenswerth durch die Corona-Krise
Ems-Zeitung - Lokales vom 22.07.2020
Von Nils Kögler
Sögel. Leere Betten, verwaiste Flure: Die Corona-Krise bleibt auch für den Marstall Clemenswerth nicht folgenlos. Gleichzeitig werfen dringend notwendige Investitionen ihre Schatten voraus. Deshalb warb der Marstall nun beim Lingener Bundestagsabgeordneten Jens Beeck (FDP) sowie weiteren lokalen Politikern um finanzielle Hilfen.
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Während der Marstall sich im März vergangenen Jahres bereits über insgesamt gut 7000 Teilnehmertage freuen durfte, waren es in diesem Jahr über den gleichen Zeitraum derer nur 5000. Am 16. März musste der Marstall seine Tore aufgrund der Corona-Pandemie schließen. Bis Ende Mai ging in der Jugendbildungsstätte gar nichts.
Schulfahrten fallen aus
Inzwischen sind Tages- und Familienveranstaltungen sowie Übernachtungen von Erwachsenen zwar wieder zugelassen, doch wie Hausleiter Christian Thien und sei Stellvertreter Kai Sommer mitteilen, seien 70 Prozent der hauseigenen Seminare Schulgemeinschaftstage. Ein Umstand, der unter normalen Umständen zu einer vollen Belegung führe, in der Krise jedoch ein riesiger Nachteil sei, da alle Schulfahrten ausfielen, so die Verantwortlichen des Marstalls.
Auch nach den Sommerferien sei mit keiner Besserung zu rechnen. Nach einem Hinweis des niedersächsischen Kultusministeriums seien alle Schulfahrten für den Rest des Jahres storniert worden. Auch für Januar 2021 verzeichne das Haus keine Belegung, erklären Thien und Sommer.
Auch die Organisation von Freizeiten werde durch die sich ständig ändernde Gesetzeslage erschwert. So seien Übernachtungen von Jugendlichen ursprünglich bis Ende August verboten gewesen, was eine Absage aller Freizeiten zur Folge gehabt hätte, so Sommer. Da mittlerweile jedoch Übernachtungen von bis zu 50 Personen erlaubt seien, versuche die Bildungsstätte nach seinen Worten nun spontan neue Freizeiten zu organisieren.
Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt
Um die finanziellen Verluste während der Krise möglichst gut aufzufangen, habe der Marstall unter anderem seine Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt und die Fixkosten auf ein Minimum reduziert, teilen die Leiter mit. Dies habe sich später jedoch als Nachteil herausgestellt. Denn wer Überbrückungshilfen vom Bund bekomme, entscheide sich unter anderem anhand der Fixkosten. Diese seien beim Marstall nun jedoch zu gering, um gefördert zu werden. Die Personalkosten, die dem Marstall hauptsächlich zu schaffen machen würden, seien nach Angaben der Hausleiter in den Fixkosten nicht inbegriffen. Bundestagsabgeordneter Beeck teilt mit, dass es durchaus schwierig sei, die Programme aus Berlin passend zuzuschneiden. „Man muss sich in der aktuellen Krisensituation angucken, wie die Programme wirken“, so Beeck.
Brandschutz muss erneuert werden
Mit dringend notwendigen Erneuerungen am Brandschutz steht dem Marstall zudem eine große Investition ins Haus, die mit einem Volumen von 950.000 Euro bereits vor der Corona-Pandemie eine Herausforderung darstellte. Hausleiter Thien betont, dass sich die Jugendbildungsstätte im Normalfall selbst trage und keine Zuschüsse des Landes Niedersachsen in Anspruch nehme, doch in der aktuellen Situation seien sie „arg auf Hilfe angewiesen“. Deshalb freue er sich über den Besuch der Politiker, den er als „Zeichen der Rückenstärkung“ bezeichnete. Auf die Frage einer möglichen Schließung des Marstalls zeigte sich Thien entschlossen: „Das ist für uns keine Option.“