Lingener Ausschuss diskutiert Nachverdichtung an der Straße "In den Hornen"
Lingener Tagespost - Lokales vom 22.10.2018
Von Wilfried Roggendorf
Lingen. Der Planungs- und Bauausschuss (PBA) der Stadt Lingen hat mehrheitlich für das Baugebiet „Am Windmühlenberg“ eine Veränderungssperre beschlossen. Damit werden Pläne eines Investors verhindert, in der Straße „In den Hornen“ ein Zehn-Parteien-Haus zu errichten. das Baugebiet ist bislang von Einfamilienhäusern geprägt.
Die Nachverdichtung in dem Wohngebiet ist schon länger umstritten. Es gab schon viele Diskussionen beim Bau neuer größerer Häuser in der Straße „In den Hornen“. 2015 wehrten sich Nachbarn erfolgreich gegen die Pläne eines Investors, dort ein zweigeschossiges Gebäude und zusätzlichem Staffelgeschoss mit sechs Wohnungen hochzuziehen. „In intensiven Gesprächen ist das Dachgeschoss runtergekommen“, beschrieb Stadtbaurat Lothar Schreinemacher die damalige Einigung mit dem Investor.
Über 20 Meter breites Gebäude geplant
„Uns liegt jetzt ein Bauantrag für ein Gebäude vor, das auf heute zwei einzelnen Grundstücken errichtet werden soll“, erklärte Schreinemacher in der jüngsten Sitzung des PBA. Geplant sei ein Mehrfamilienhaus mit zwei Stockwerken, einem zulässigen Staffelgeschoss und einem Walmdach. Das neue Gebäude hätte eine Höhe von rund elf und eine Breite von über 20 Metern. Schreinemacher erläuterte, dass der 34 Jahre alte Bebauungsplan eine zweigeschossige Bauweise zulasse. „Die Stadt wollte damit die Möglichkeit für den Ausbau von Einfamilienhäusern schaffen“, sagte der Stadtbaurat. Mit den Dimensionen des geplanten Gebäudes sei laut Schreinemacher ein Punkt überschritten, bei dem die Stadt einschreiten müsse. Daher schlage er eine Veränderungssperre vor.
Optische Zweigeschossigkeit erhalten
Dem stimmte Uwe Hilling, Fraktionsvorsitzender der CDU im Lingener Stadtrat, zu: „Das Vorhaben wirkt optisch dreigeschossig. Es ist richtig, dem einen Riegel vorzuschieben und eine optische Zweigeschossigkeit zu erhalten.“ Hillings Fraktionskollege Björn Roth erklärte, es gehe nicht um Verhinderungspolitik. „Es geht um Verhältnismäßigkeit und Gestaltung“, betonte Roth.
Geist des Bebauungsplanes ausgehebelt
SPD-Fraktionschef Bernhard Bendick erklärte, nach dem Geist des Bebauungsplanes sei der Erhalt der bestehenden Siedlungsstruktur vorgesehen. „Durch das geplante Vorhaben sehen wir diesen Geist ausgehebelt.“ Daher sollte die geplante massive Bauweise verhindert werden. „Die Bevölkerung dort ist zu Recht gegen das Vorhaben“, erklärte Bendick. Stefan Wittler, ebenfalls SPD, sah durch den geplanten Neubau die Straßenkapazität „In den Hornen“ an ihre Grenzen kommen. „Für mich ist der Bogen dort überspannt“, sagte Wittler.
Nachverdichtung muss verträglich sein
Auch Grünen-Ratsherr Thomas Kühle hielt den geplanten Bau für zu wuchtig. „Das Baugebiet entwickelt sich jedoch. Daher ist uns wichtig, dass auch mit einem neuen Bebauungsplan die Möglichkeit zur Nachverdichtung bestehen bleibt.“ Marc Riße von den Bürgernahen sprach sich grundsätzlich für Nachverdichtung aus. Diese müsse allerdings verträglich sein. „Was ist, wenn jemand nicht nur zwei, sondern vier Grundstücke zusammenlegen möchte?“, fragte Riße. Die Planer hätten wissen müssen, in welchem sensiblen Bereich sie sich in diesem Baugebiet bewegen würden.
Wohnungen werden gebraucht
Aus der Politik sprach sich lediglich FDP-Ratsherr Dirk Meyer gegen die von der Verwaltung vorgeschlagene Veränderungssperre aus. „Wenn der Bebauungsplan das Recht für den geplanten Bau gibt, müssen Bauherren und Architekten dies auch anwenden dürfen“, erklärte er. Mit dem Vorhaben schaffe jemand Wohnraum, den die Stadt Lingen brauche. „Wir können nicht sagen, wenn uns das optisch nicht gefällt, darf so nicht gebaut werden.“
Auf rechtliche Möglichkeit hingewiesen
Stadtbaurat Schreinemacher erwiderte, Recht und Baugesetzbuch würden der Kommune das Recht geben, in den Bebauungsplan einzugreifen. „Ich weise den Vorwurf, wir würden rechtswidrig handeln, zurück.“ Die Stadt wolle nicht leichtfertig eine Veränderungssperre erlassen, sondern mit den Leuten sprechen und sich einigen. „Wir möchten einen vernünftigen Spagat zwischen den Wünschen der Investoren und denen der Anwohner hinbekommen“, versicherte Schreinemacher. Der Leiter des Fachdienstes Stadtplanung, Matthias Klesse, erklärte, er habe in Gesprächen mit den Planern vor dem Grundstückskauf sowohl auf die Problematik als auch auf die rechtliche Möglichkeit einer Veränderungssperre hingewiesen.
Planer wollen von ihren Rechten Gebrauch machen
Auch Vertreter des Planungsbüros Kruse sahen einen Eingriff in die Rechte des Investors. Michael Dickmann erklärte für das Planungsbüro, beim Bau „In den Hornen 20“ sei ein Kompromiss gefunden worden. Das ebenfalls von Kruse geplante Haus in den Hornen 14a wirke ebenfalls dreigeschossig. „Wir wollen von dem Recht Gebrauch machen, Erd-, Ober- und Dachgeschoss zu bauen“, sagte der Planer. In diesem stadtnahen Bereich solle Nachverdichtung gefördert werden.Sein Kollege Arne Brinkmann-Gebbeken fragte angesichts steigender Grundstückspreise: „Wie will man denn noch Investoren gewinnen, wenn diese Baudichte nicht genehmigt wird?“ Dann würde Nachverdichtung nicht mehr stattfinden.
Nur FDP stimmt gegen Veränderungssperre
Der Planungs- und Bauausschuss folgte dieser Argumentation nicht. Gegen das Votum von FDP-Ratsherr Meyer beschloss er die vorgeschlagene Veränderungssperre mit den Stimmen von CDU, SPD, Grünen und Bürgernahen mehrheitlich.