Lösung für Arche Noah beschlossen - Kita-Leiterin Speil: Lingen muss sich beim Thema Hort positionieren

Lingener Tagespost - Lokales vom 29.05.2019
Von Thomas Pertz

Lingen. Wie geht es weiter mit der Betreuung von Kindern, die bislang den Hort Arche Noah der Johanneskirchengemeinde in Lingen besucht haben? Der Hort schließt Ende Juli. Das Thema stand im Mittelpunkt der Sitzung des Jugendhilfeausschusses.

Wie mehrfach berichtet, schließt der Hort zum 31. Juli. Die Grundschulkinder wurden bislang nach Unterrichtsschluss zur weiteren Betreuung in einem Container im Garten des Pastorenhauses untergebracht, da in der benachbarten Johannesschule der Platz nicht ausreichte. Diese Zwischenlösung war bis Ende Juli befristet. Das Landesjugendamt als Aufsichtsbehörde hatte signalisiert, dass eine weitere Genehmigung ab dem 1. August nicht mehr erfolgen wird.

Nach längerer Diskussion – die Sitzung hatten auch viele Eltern verfolgt, die sich in der Einwohnerfragestunde zu Wort meldeten – empfahl der Ausschuss einstimmig den vom Fachbereich Bildung, Jugend und Sport entwickelten und von Dezernentin Monika Schwegmann in der Sitzung vorgestellten Lösungsvorschlag. Es wird in der Johannesschule ein Betreuungsangebot für weitere bis zu 20 Kinder von Montag bis Freitag bis maximal 18 Uhr eingerichtet. Im Angebot sind auch Zeiten vor Schulbeginn (7 bis 7.45 Uhr). Ab Mittag wird zusätzliches pädagogisches Personal, ergänzt durch Erzieher, die offene Ganztagsschule unterstützen, um auch die ehemaligen Hortkinder der Arche Noah von Montag bis Freitag bis maximal 18 Uhr zu betreuen. Eine Ferienbetreuung wird in der Paul Gerhardt-Schule angeboten. Das tägliche Frühangebot sowie die Angebote von Montag bis Donnerstag nach 15.30 Uhr und am Freitagnachmittag sind kostenpflichtig.
Land zieht Ganztagsbetreuung vor

Fachbereichsleiter Frank Botterschulte erläuterte, dass das Land die Ganztagsbetreuung gegenüber dem Hort vorziehe. Bislang würden 60 Kinder das Ganztagsangebot der Johannesschule nutzen. Dieses Angebot vergrößere und verändere sich nun durch die zusätzlichen ehemaligen Hortkinder von Arche Noah. Die Einstellung von weiterem pädagogischem Personal erfolge nach dem politischen Beschluss.

Die Vorsitzende des Stadtelternrates für Kindertagesstätten, Silke Krieger, erklärte, dass sich die Eltern über die Lösung freuten, aber das damit verbundene Konzept sei nicht erkennbar. „Wir hätten uns gern ein Konzept vom Land gewünscht, konnten aber nur reagieren“, meinte Irene Vehring für die CDU. Die Stadt Lingen solle sich für ein Konzept aussprechen, meinte die Leiterin der Kindertagesstätte Arche Noah, Marion Speil. „Es wird Zeit, dass sich die Stadt positioniert: Für oder gegen die Hortbetreuung“, betonte Speil.

In der Einwohnerfragestunde kritisierte Stefanie Vartmann als Vertretern betroffener Eltern, dass diese von der Stadtverwaltung nicht ausreichend über die bevorstehenden Änderungen informiert worden seien. Den Vorwurf wies Frank Botterschulte zurück.

Susanne Janßen (SPD) betonte, dass der Hort ein anderes pädagogisches Konzept habe als die Nachmittagsbetreuung, die Entscheidung für einen Hort also eine ganz bewusste sei. „Uns ist es wichtig, dass das Hortangebot in Lingen erhalten bleibt“, sagte die Sozialdemokratin. Der FDP-Ratsherr und Bundestagsabgeordnete Jens Beeck äußerte sein Unverständnis über die Haltung des Landes in dieser Frage. „Ich verstehe das Land nicht. Rund 5,5 Milliarden Euro zahlt der Bund für den Erhalt und Ausbau von Horten an die Länder.“ Wie man dann entscheiden könne, zurückzufahren, könne er nicht nachvollziehen.

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Ein Kommentar von Thomas Pertz:
Lingen. Unter den gegebenen Umständen ist das von der Verwaltung in Lingen entwickelte Anschlusskonzept für den bisherigen Hort Arche Noah die beste Lösung. Dass sie nicht alle betroffenen Eltern zufriedenstellen wird, ist gleichwohl verständlich.

Fakt ist aber nun einmal, dass die bisherige Containerlösung keine Zukunftsperspektive mehr hatte. Und Tatsache ist auch, dass das Land mehr auf eine Nutzung der Ganztagsangebote in den Schulen setzt und weniger auf die Hortbetreuung. Eine Haltung übrigens, die angesichts von Milliardenbeträgen, die der Bund den Ländern auch für den Ausbau von Horten zur Verfügung stellt, kritisch zu hinterfragen ist.

Die Verwaltung hat somit im Rahmen des Möglichen richtig reagiert – aber agiert sie auch beim Thema Hort? Die Aufforderung von Kita-Leiterin Marion Speil, es sei Zeit, dass sich die Stadt positioniert: Für oder gegen die Hortbetreuung, blieb im Sitzungssaal ohne Erwiderung. Weder von der CDU als Mehrheitsfraktion, noch von der Verwaltung. Ein gutes und ausreichendes Hortangebot für schulpflichtige Kinder, das sich deren Eltern ja auch etwas kosten lassen, darf in Lingen auch in Zukunft nicht fehlen.