„NDR-Beitrag eine Unverschämtheit“

Lingener Tagespost - Lokales
Der Lingener Stadtbaurat Lothar Schreinemacher hat in der jüngsten Sitzung des Stadtrates den Beitrag des NDR-Magazins „Panorama3“ zum Einsturz des Turnhallendachs an der Johannesschule kritisiert.
Von Wilfried Roggendorf
Lingen. „Der Beitrag war tendenziös und – offen und ehrlich gesagt – eine Unverschämtheit“, erklärte Schreinemacher. Es sei suggeriert worden, dass die Stadt Schulkinder und Sportler jahrelang wissentlich großen Gefahren ausgesetzt hätte. „Diese Vorwürfe weise ich entschieden und mit aller Deutlichkeit zurück“, betonte der Stadtbaurat. Er und seine Kollegen würden nach bestem Wissen und Gewissen handeln und sich jeden Tag dafür einsetzen, dass die städtischen Gebäude, inklusive der Dächer, in einem guten und sicheren Zustand seien.
Schreinemacher kritisierte, dass das mit der NDR-Redakteurin geführte 90-minütige Interview eher einem Kreuzverhör – mit ihm und der Stadt Lingen auf der Anklagebank – geglichen habe. „Aus dem Interview wurden Antworten von mir völlig aus dem Zusammenhang gerissen, sodass ein komplett falscher Eindruck entstanden ist. Ich bin maßlos enttäuscht und tief getroffen von der Willkür, mit der dieser Beitrag zusammengestellt wurde“, erklärte Schreinemacher im Rat.
In der Sache betonte der Stadtbaurat erneut, dass das von der Stadt direkt nach dem Einsturz beauftragte Gutachten eindeutig zu dem Schluss komme, dass der Einsturz der Dachkonstruktion auf das Zusammenwirken mehrerer Faktoren zurückzuführen sei, wobei vordergründig die Ringschäle in den Leimbindern ursächlich sei. „Natürlich wird auch der Aspekt der Feuchtigkeit, auf die sich der „Panorama3“-Beitrag gründet, in dem Gutachten angesprochen“, sagte Schreinemacher. Die Feuchtigkeit werde allerdings ausdrücklich nicht als Einsturzursache aufgeführt. „In den Leimholzbindern haben Messungen direkt nach dem Einsturz eine Feuchtigkeit von circa zehn Prozent ergeben – das ist ein ganz normaler Wert“, versicherte der Stadtbaurat.
Schreinemacher betonte, dass es nach der Sanierung des Hallendaches 2010 keine Durchfeuchtungen mehr gegeben habe. Es sei richtig, dass es zuvor im Oktober 2009 eine Durchfeuchtung der Unterdecke, nicht der Brettschichtholz-Dachträger, gegeben habe. Im Rahmen der Sanierung seien auch die Leimbinder geprüft worden. „Es wurden keine Auffälligkeiten beziehungsweise Schäden festgestellt und keine Sanierungsmaßnahmen gefordert“, erklärte Schreinemacher. Dies sei das Ergebnis eines externen Gutachtens gewesen.
Der Stadtbaurat kritisierte, dass vom NDR befragte Sachverständige ihre Schlüsse einzig und allein aus dem von der Stadt beauftragten Gutachten gezogen hätten, ohne sich selbst ein Bild vor Ort gemacht zu haben. „Ich biete allen anderen Gutachtern das Gespräch an“, sagte Schreinemacher. Sie könnten sich gerne die in einer Halle gelagerten Leimbinder zusammen mit Vertretern der Stadt anschauen. Er warne allerdings davor, weiter Aussagen zu treffen, ohne sich vor Ort ein Bild gemacht zu haben und ohne mit dem von der Stadt beauftragten Gutachter zu sprechen. Unterstützung bekam Schreinemacher von CDU, SPD und FDP: „Der Bericht von ‚Panorama3‘ ist nicht seriös und Effekthascherei. Wir stehen voll hinter Lothar Schreinemacher und seinen Mitarbeitern“, erklärte CDU-Fraktionschef Uwe Hilling. Dies unterstrich auch der Vorsitzende der SPD-Stadtratsfraktion, Bernhard Bendick: „Sie haben unser vollstes Vertrauen. Wir sind überzeugt, dass Sie mehr machen, als der Gesetzgeber fordert“, wandte Bendick sich an den Stadtbaurat. Jens Beeck (FDP) sagte, was in der Vergangenheit, falls es Fehler gegeben habe, falsch gemacht worden sei, könne nicht mehr geändert werden. „Wir müssen so etwas in Zukunft verhindern, und da sind wir auf einem guten Weg“, bescheinigte der Liberale Schreinemacher.