Vitus-Werk wird Träger der neuen Meppener Kita

Meppener Tagespost - Lokales vom 20.01.2018
Meppen. Der Verwaltungsausschuss der Stadt Meppen hat in seiner nichtöffentlichen Sitzung einstimmig beschlossen, dass die Kindertagesstätte auf der Kuhweide in Trägerschaft des St.-Vitus-Werkes geführt wird.
Nach Informationen unserer Redaktion wurde in der Sitzung zuerst über den ersten Vorschlag (erster Wahlgang) der Stadtverwaltung abgestimmt. Geplant ist eine Kita mir fünf Gruppen, davon drei Regelgruppen und zwei heilpädagogische Gruppen für behinderte Kinder. Wie bereits im Vorfeld angekündigt lehnten CDU (4) und FDP/BfM (1) eine städtische Kita ab. SPD (2), UWG (2) und Grüne (1) votierten dafür. Der parteilose Bürgermeister Helmut Knurbein enthielt sich der Stimme. Aufgrund der Pattsituation kam dann der zweite Vorschlag zur Abstimmung. Alle Fraktionen und auch Bürgermeister Knurbein sprachen sich im zweiten Wahlgang dafür aus, dass das Meppener St.-Vitus-Werk die Trägerschaft erhält.
Dritter Antrag abgelehnt
Daraufhin wollte die UWG noch einen dritten Antrag zur Abstimmung bringen. Hiermit sollte festgestgelegt werden, dass eine später kommende neue Kita dann automatisch ohne vorherige Abstimmung in städtischer Trägerschaft geführt wird. Dieser Antrag wurde jedoch erst gar nicht zugelassen. Auch hier soll es zu einer Pattsituation gekommen sein, weil sich ein Stadtratsmitglied des Verwaltungsausschusses der Stimme enthielt.
Wie die Stadtverwaltung Meppen in einer Pressemitteilung unterdessen sagt, „beginnen bereits in Kürze die Bauarbeiten am Binsenweg (Sophienplatz).“ Damit verfüge Meppen zum August kommenden Jahres über 333 Krippenplätze. „Mit dem Rechtsanspruch auf einen Krippenplatz, standen wir ganz besonders bei den Kleinsten vor einer großen Herausforderung“, so Bürgermeister Helmut Knurbein. Die Zahlen belegten die großen Investitionen der vergangenen Jahre: 2007 verfügte Meppen über 15 Krippenplätze. Im Februar 2018 werden es mit der Eröffnung der Kita am Schillerring 288 und im Sommer 2019 mit der neuen Kita auf der Kuhweide dann 333 sein. Angesichts der steigenden Kinderzahlen ist sogar noch ein weiterer Ausbau notwendig, sodass die Kreisstadt nach heutigen Plänen 2021 über mehr als 400 Plätze verfügt.
Zwei heilpädagogische Gruppen
„Die Baumaßnahmen sind aber nur der erste Schritt. Danach werden die Einrichtungen mit Leben gefüllt, und die städtischen Gremien beschäftigen sich mit der Frage der Trägerschaft“, erklärt der Verwaltungschef. In den vergangenen Monaten hätten sich die Gremien daher zunächst mit den Bauplänen für die neue Kita am Binsenweg befasst. „Gleich zu Beginn der Planungen haben wir Kontakt zum Vitus-Werk aufgenommen, da uns bekannt war, dass dort Platzbedarf besteht“, erklärt Knurbein in der Pressemitteilung weiter. Die Idee des Vitus-Werkes: Es sollten zwei Gruppen des Heilpädagogischen Kindergartens in das neue Gebäude auf der Kuhweide umziehen.
Gruppen bestehen schon
Da diese Gruppen schon heute bestehen, das Personal beim Vitus-Werk beschäftigt ist und die Leitungsaufgaben von einer Fachkraft, die darüber hinaus für weitere Gruppen des Vitus-Werkes zuständig ist, bereits jetzt wahrgenommen werden, müsse sich durch die räumliche Veränderung personell erst einmal nichts ändern. „Auf dieser Grundlage haben wir in den Gesprächen mit dem Vitus-Werk eine Kooperation angestrebt. Vergleichbare Modelle bestehen bei uns in zahlreichen Bildungseinrichtungen“, sagt Knurbein und ergänzt, dass die Raumnutzung auch vom Vitus-Werk zunächst nicht mit der Frage der Trägerschaft verknüpft wurde.
Aus diesem Grund sei den städtischen Gremien im September vergangenen Jahres mit Blick auf die Einwohnerbefragung zur Kita am Schillerring im Februar 2017, in der sich 41,91 Prozent der über 9.300 Wähler für eine städtische Trägerschaft ausgesprochen hatten, diese auch empfohlen worden. „Die Empfehlung der städtischen Trägerschaft sollte in keinster Weise die hervorragende Arbeit der übrigen Träger infrage stellen. Dies gilt für das Vitus-Werk, das sich bereits heute um zwei Krippengruppen kümmert, und ebenso für alle anderen Träger, die allesamt hervorragende Arbeit leisten“, betont Knurbein. Er verweist darauf, dass sich alle Fraktionen in allen Beratungen ebenso positioniert haben.
Klarer Bürgerwunsch
Vielmehr sei es um die Fragestellung gegangen, ob dem in der Einwohnerbefragung deutlich gewordenen Bürgerwunsch nach einer kommunalen Kita gefolgt werden sollte. „Diese Frage in aller Ruhe zu diskutieren und danach eine sachliche Entscheidung zu fassen, ist vernünftig“, sagt Knurbein. Er begrüßt, dass sich der Verwaltungsausschuss jetzt einstimmig für die Trägerschaft des Vitus-Werkes ausgesprochen hat.
Viele Träger
In der Stadt Meppen sind damit zwölf Kitas sind in Trägerschaft der katholischen Kirche. Daneben haben der Waldorfverein, die evangelische Kirche sowie das Mütterzentrum die Trägerschaft für jeweils eine Kindertagesstätte übernommen. Das Vitus-Werk ist zuständig für die beiden Krippengruppen im Gebäude an der Landwehr sowie die neue Einrichtung auf der Kuhweide. Die Stadt betreibt lediglich die drei Horte für Grundschulkinder.
Knurbein ergänzte: „Es gibt keine Kita für die ein- bis fünfjährigen Kinder in städtischer Trägerschaft .“ Zukünftig stünde der Kreisstadt eine kommunale Kita gut zu Gesicht. In Nachbarstädten sei dies schon heute der Normalfall.
Inklusive Stadt
Mit Blick auf die Berichterstattung der vergangenen Wochen weist Knurbein darauf hin, dass sich die Kreisstadt „seit Jahren auf dem Weg zur inklusiven Stadt befindet.“ Auch aus der Landeshauptstadt Hannover sei bereits mehrfach signalisiert worden, dass Meppen auf einem sehr guten Weg ist. „Hier ist natürlich auch das Vitus-Werk von großer Bedeutung“, so der Verwaltungschef. Für die Kita müsse aber angemerkt werden, dass die Gesetzgebung zum heutigen Zeitpunkt eine inklusive Kita überhaupt nicht vorsieht.
Große Fachkompetenz
Aus diesem Grund gehe es aktuell in den Kitas um Kooperation oder Integration. Die integrativen Gruppen, in denen Kinder mit und ohne Einschränkung zusammen betreut werden, würden in der Kreisstadt bereits heute erfolgreich betrieben. Diese Gruppen seien aktuell bei den katholischen Kitas St. Ansgar und St. Josef, der evangelischen Kita Matthias-Claudius, in der Waldorf-Kita sowie beim Vitus-Werk eingerichtet. „Alle Träger verfügen über absolute Fachkompetenz und leisten hervorragende Arbeit“, betont Knurbein. Hinsichtlich der Kooperationen verweist er auf mehrere Beispiele in Meppener Schulen. Diese funktionierten seit vielen Jahren unabhängig von Trägerschaften.
Kommentar von Tobias Kemper (FDP):
Mit dem Ergebnis bin ich sehr zufrieden. Ich habe viele E-Mails von besorgten Bürgern bekommen, die sich ebenfalls für das St.-Vitus-Werk aussprechen.“
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Kommentar von Hermann-Josef Mammes:
IDEOLOGISCHES SÜPPCHEN GEKOCHT
Reißleine in Sachen Meppener Kita rechtzeitig gezogen
Meppen. Bürgermeister Helmut Knurbein hat gerade noch rechtzeitig die Reißleine gezogen. Die Vernunft hat gesiegt: Das St.-Vitus-Werk wird alleiniger Träger der neuen Meppener Kita am Sophienplatz.
Das absurde Hickhack im Meppener Stadtrat um die Trägerschaft stieß über Stadtgrenzen hinaus auf großes Unverständnis. Zumal die Nachbarkommunen Geeste und Haren dem St.-Vitus-Werk für Kitas mit demselben heilpädagogischen Modell die Trägerschaften ohne Wenn und Aber dankend übertrugen. Aber ausgerechnet am Stammsitz der segensreichen heilpädagogischen Einrichtung geriet diese, ohne eigenes Verschulden, zwischen die politischen Fronten.
Zu Lasten der Kinder
Dabei kochten hier einige Politiker ihr ideologisches Süppchen. Natürlich sollte eine Stadt wie Meppen grundsätzlich einen kommunalen Kindergarten vorhalten. Aber mit dem St.-Vitus-Werk steht ein toller Träger parat, der schon laut Landesgesetzgebung zumindest für die beiden heilpädagogischen Gruppen die Trägerschaft übernehmen muss. Wenn es nach dem Willen von UWG, SPD und Grünen gegangen wäre, hätte es zwei Träger in einer Einrichtung gegeben. Nicht nur die Kinder wären die Leidtragenden gewesen.
Wenig Bürgernähe
Bürgermeister Knurbein versprach bei seinem Amtsantritt mehr Bürgernähe und Transparenz. Statt hinter verschlossenen Türen über die Kita-Trägerschaft zu debattieren, hätten sich viele Bürger eine öffentliche Diskussion im Stadtrat gewünscht. Das Stadtoberhaupt sollte sich an seinen Wahlversprechen messen lassen.