Wie begegnet die "Kulturhochburg Lingen" der Corona-Krise?
Lingener Tagespost - Lokales vom 12.06.2020
Von Thomas Pertz
Lingen. Die Auswirkungen der Corona-Krise auf die Lingener Kulturszene war das beherrschende Thema in der Sitzung des Kulturausschusses. Diese fand im geräumigen Foyer des Lingener Theaters statt. Auf Abstand, aber intensiv diskutierten die Ausschussmitglieder über die Folgen der Pandemie für die Kulturveranstaltungen in der Stadt.
Kulturamtsleiter Rudolf Kruse hatte eingangs einen Überblick gegeben und auf den Fünf-Stufen-Plan der Landesregierung hingewiesen. Während die Theater, Konzerthäuser und ähnlichen Einrichtungen nach wie vor nicht geöffnet werden dürfen, ist der Besuch von Museen und Ausstellungen unter Einführung geeigneter Hygienemaßnahmen seit Anfang Mai in Teilen wieder möglich.
Nur 140 Besucher?
Abgesagt wurde in Lingen der „Große Lingener Sommer“ mit verschiedenen Kulturveranstaltungen. Kruse wies aber darauf hin, dass es eine kleinere Ausgabe geben werde. Veranstaltungen mit bis zu 250 Besuchern seien inzwischen wieder erlaubt. Verschiedene Lingener Künstler hätten bereits ihr Interesse an einer Zusammenarbeit signalisiert. Offen ist, wie das Abo-Programm 2020/21 über die Bühne gehen soll. Wenn die Abstandsregelung auch im Lingener Theater umgesetzt werden muss, reduziert sich die Besucherzahl von 750 auf 140.
Helmut Kramer
Platz für 750 Besucher bietet das Theater an der Wilhelmshöhe.
Da die Verträge mit den Veranstaltern bereits schriftlich fixiert sind, rechnet Kruse mit Einnahmeverlusten von 7000 bis 10.000 Euro pro Abend. Die Summe könnte nach seinen Worten auf bis zu 250.000 Euro anwachsen. Es gebe eine große Kooperationsbereitschaft der Agenturen, wenn notwendig, Veranstaltungen auch in das Jahr 2021 zu verschieben. „Ob wir uns aber mit allen Agenturen verständigen können, weiß ich nicht, versuchen werde ich es“, sagte Kruse.
Mögliche Ausweichorte
Robert Koop, Fraktionsvorsitzender der Bürgernahen, verwies darauf, dass Besucher wie Kulturschaffende gleichermaßen betroffen seien. Zu überlegen sei, nach örtlichen Alternativen zum Theater Ausschau zu halten wie zum Beispiel die Emslandarena. Kulturveranstaltungen könnten außerdem auch im Freien stattfinden. „Auch in diese Richtung müssen wir unsere Phantasie weiterentwickeln. Die Pandemie könnte der Auslöser sein, über neue Formate in der Kultur nachzudenken“, sagte Ausschussvorsitzende Irene Vehring (CDU).
„Wenn wir es nicht machen, wer dann?“
Fachbereichsleiter Kruse äußerte Bedenken, was die technische Machbarkeit von Theaterinszenierungen in der Arena anbelangt. Auch dies werde mit Investitionen verbunden sein. Meike Behm, Direktorin der Kunsthalle, pflichtete ihm bei, während Jens Beeck solche Vorbehalte nicht nachvollziehen konnte. Der FDP-Ratsherr und Bundestagsabgeordnete der Liberalen betonte: „Es ist Aufgabe einer finanzstarken Kommune, dass der Kulturbetrieb wieder anläuft. Wenn wir es nicht machen, wer dann?“ Die Stadt Lingen verstehe sich als die Kulturhochburg der Region. Damit sei auch eine Verpflichtung verbunden.